Eine Bi-kulturelle Familie lebt anders als eine rein deutsche Verbindung
20. November 2010Der Alltag einer Bi-kulturellen Familie in Deutschland ähnelt sich in vielen Dingen einer deutschen Familie. Doch in manchen Sachen sind große Unterschiede vorhanden. Das beginnt schon bei der Sprache, denn eine Bi-Familie unterhält sich oft in zwei oder gar mehr Sprachen. Manchmal sehen die Kinder auch fremdländisch aus und da nicht selten auch verschiedene Religionen aufeinander treffen, feiern diese auch verschieden Feste. Dazu kommt auch noch, dass der Freundeskreis international ist. Bi-Familien sind im Urlaub, den sie in der Türkei, Russland oder Frankreich verbringen, weniger Touristen, denn sie verbringen diesen meist bei Verwandten.
Aus verschiedenen Lebenswelten verbinden Bi-kulturelle Familien Werte und Normen. Von der ganzen Familie, vor allem von den Kindern, wird ein hohes Maß an Flexibilität erfordert für das Spannungsfeld zwischen den zwei Kulturen. Doch haben diese Verbindungen besondere Chancen, denn sie können gegenüber anderen Kulturen ein Beispiel sein für das Bemühen um Achtung und Toleranz. Nicht unterschätzt werden darf der Einfluss der Kultur, in der jeder aufgewachsen ist. Ein Leben lang prägen sich die seit der Geburt von den eigenen Eltern übernommenen Werte ein. Haben Kinder Eltern, die die gleiche Nationalität aufweisen, dann greifen diese in der Regel auf einen gemeinsamen Fundus an Verhaltensweisen und Werten zurück. Doch sind die Eltern von unterschiedlichen Nationalitäten, dann können sie dies nicht. Mehr oder weniger wirken in den Familienalltag die unterschiedlichen Denkweisen des nicht-deutschen Partners hinein. Das kann schon bei der Religionszugehörigkeit oder Namensgebung für die Kinder beginnen.
Eine normale Bandbreite kann das Maß der kulturellen Unterschiede innerhalb der Familie haben. So heiraten heutzutage Deutsche Thailänderinnen, Brasilianerinnen, Türkinnen, Spanierinnen oder eine warmherzige Frau aus Russland. Umgekehrt natürlich gibt es auch deutsche Frauen, die sich für einen internationalen Partner entscheiden. So werden die Eigenheiten sich auch in den Bi-Familien immer wieder unterscheiden, denn eine Familie mit deutsch-französischen Wurzeln wird andere Eigenschaften aufweisen wie eine deutsch-russische Verbindung. Gerade in der Religionszugehörigkeit werden sich große Unterschiede ergeben, die schnell Konflikte auslösen können. Hier sind die Unterschiede bei einer Verbindung von deutsch-türkisch, deutsch-marokkanisch, aber auch deutsch-russisch zusammenwachsenden Familien sehr gravierend. Von diesen unterschiedlichsten Einstellungen sind in der Regel die Kinder am meisten betroffen.
Die Kenntnisse der anderen Kultur sind eine wichtige Voraussetzung. Hier stellen sich die Fragen: Wie werden die Mädchen und Jungen in einer türkischen Familie erzogen? Was erwartet ein Vietnamese von seiner Frau? Wer hat das Sagen in einer marokkanischen Familie? Es gibt von Land zu Land viele tausend Unterschiede, und dabei darf sich keiner täuschen lassen, es ist nicht immer einfach. Von Beginn einer Beziehung an müssen Verletzungen und Missverständnisse in Betracht gezogen werden, die sich zwangsläufig aus den unterschiedlichen Kulturen ergeben. Es hilft nur Reden und nochmals Reden, um klarzustellen, bevor Kinder aus dieser Beziehung hervorgehen, welche Vorstellungen und Wünsche jeder hat. Es muss auch die kulturelle Eigenart des Partners respektiert werden. So wird zum Beispiel ein Marokkaner, der über seine Familie dominiert, dies nicht aus Böswilligkeit machen, sondern weil er es so gelernt hat. Einfach fallen lassen kann keiner die Normen der eigenen Kultur, doch können Bi-kulturelle Familien nur gemeinsam einen Weg finden, allen Vorstellungen innerhalb der Familie gerecht zu werden.