Heizsaison: Gefahr durch Gelkamine und Tisch-Kamine!

16. Oktober 2011 Aus Von Steffi

Seit einigen Jahren erfreuen sich Gelkamine und Tisch-Feuerschalen, meist mit Bioethanol betrieben, wachsender Beliebtheit. Die Romantik eines lodernden Kaminfeuers auch in der Mietwohnung, die vermeintlich günstige Anschaffung und der unkomplizierte Betrieb lassen viele Menschen alljährlich zu einem Gelkamin greifen. Doch von Gelkaminen können große Gefahren ausgehen, wenn wichtige Punkte nicht beachtet werden!

Wer einen Gelkamin oder einen Tischkamin anschafft, sollte unbedingt vergleichen. Billigware aus Fernost überschwemmt den europäischen Markt. Das Tückische: es gibt keine Zulassungs- oder Prüfverfahren. Das bedeutet, dass ein TÜV- oder GS-Siegel allenfalls bei einer freiwilligen Prüfung durch den Hersteller vorzufinden ist – in der Praxis so gut wie nie.

Wichtig ist die solide Verarbeitung des Kamins, eine offensichtlich flüssigkeitsdichte und feuerfeste Wanne, in welcher das Brennmittel platziert wird, und ganz wichtig: Brenner aus Edelstahl! Zahlreiche unseriöse und verantwortungslose Händler verkaufen online Brenndosen aus Weißblech – hier droht akute Lebensgefahr, denn Weißblech korrodiert mit der Zeit! Wir haben es an unserem eigenen Gelkamin selbst erfahren müssen, was passiert, wenn die angerostete Dose im Brand undicht wird und Bioethanol austritt. Erspart euch diesen Albtraum – bei uns ging es durch blitzschnelles Löschen gerade noch einmal ohne Katastrophe ab, die Angst ist aber geblieben.

Prüft vor dem Kauf genau, wie der Kamin entzündet und auch, wie er gelöscht wird. Die Berufsfeuerwehr Hildesheim hat im vergangenen Jahr mehrere Modelle getestet und stieß auf zahlreiche Skurrilitäten. Ein Auszug: “Nach der Bedienungsanleitung eines Wandkamines solle der Anwender den Haken für die Verschlussklappe in den Ethanoltank halten, anschließend diesen entzünden und mit dem brennenden Haken den Kamin in Betrieb nehmen.Doch wohin mit dem brennenden Haken? Die Ethanolflamme am Haken ist bläulich und somit fast unsichtbar.” Ebenso kompliziert kann sich das Löschen gestalten. Daher: erst genau hinsehen und die Bedienungsanleitung exakt prüfen, bevor ihr zum Portemonnaie greift. Den ganzen Bericht der BF Hildesheim gibt es hier.
Update: Seit Anfang 2011 gibt es erfreulicherweise eine DIN-Norm für Gelkamine, die mit Bioethanol betrieben werden. Die DIN 4743 regelt die sichere Bauweise von Bio-Ethanol-Kaminen – ist allerdings nicht vorgeschrieben, um Gelkamine in den Handel zu bringen und wird dementsprechend nur von wenigen Herstellern zur Prüfung angewandt.

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Auch im Betrieb von Gelkaminen lauern Tücken. Im Gegensatz zu echten Kaminen besitzen Gelkamine keinen Abzug – weder die beim Verbrennen entstehende Feuchtigkeit (die immens ist – nach einer halben Stunde beschlagen bei uns die Scheiben!) noch das Kohlendioxid gelangt wie beim Kamin über den Schornstein nach außen, sondern sammelt sich in der Wohnung. Ein Zitat der Feuerwehr Vierkirchen: “Zum Vergleich: 0,5 Liter verbrannter Ethanol erzeugen in etwa so viel Kohlenstoffdioxid wie 12-16 Menschen in einer Stunde ausatmen.” Regelmäßiges Lüften ist hier Pflicht – was die ohnehin schon magere Heizleistung von Gelkaminen zunichte macht.

Noch tückischer sind Tischkamine, die immer wieder angeboten werden: achtet beim Kauf auf einen extrem sicheren Stand, gerade mit Kindern im Haus! Wenn ein mit Bioethanol gefüllter Tischkamin oder ein Tischfeuer im Betrieb umkippen und auslaufen, steht das Wohnzimmer binnen Sekunden im Vollbrand!

Wichtige Grundregeln zum Betrieb von Gelkaminen:

  • Sicherheit ist oberstes Gebot! Finger weg von Billigware und von Weißblech, ebenso von Billig-Bioethanol.
  • Die Betriebsanleitung genauestens beachten! Niemals während des Betriebs oder kurz danach neu befüllen – Lebensgefahr!
  • Auf sicheren Stand achten und von entzündlichen Gegenständen fernhalten!
  • Regelmäßig lüften!

Eines muss jedem klar sein: ein offenes Feuer in der Wohnung stellt immer eine Gefahr dar – egal ob Kerze, Kamin oder dergleichen. Unter Beachtung von wichtigen Sicherheitsregeln lassen sich Gefahren zumindest minimieren, aber nicht eliminieren. Deshalb sollten auch Rauchmelder und Feuerlöscher oder zumindest eine Feuerlöschdecke in jedem Haushalt vorhanden sein – und mit Kindern solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr bereit seid, das Risiko durch Gelkamine oder Tischkamine einzugehen.