Rathaus will Kleinkind den Pass entziehen
6. Juli 2011Seit Jahren leben seine Eltern, die in Syrien geboren wurden, in Deutschland. Hier haben sie Freunde, Arbeit und ihren Lebensmittelpunkt. Hier in Deutschland wurde auch der kleine Junge geboren, der auf den Namen Richard getauft wurde und einen deutschen Pass und somit die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. Ein Behördenirrtum, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Die Eltern, ein 36 Jahre alter Doktorand der TU Chemnitz und seine Frau, eine studierte Kinderärztin, verstehen die Welt nicht mehr, oder vielmehr die deutschen Behörden. Als sich im Jahr 2009 ihr Sohn ankündigte, fragte das aus Syrien stammende und schon seit vielen Jahren in Deutschland lebende und arbeitende Paar bei ihrem zuständigen Rathaus in Chemnitz nach, welche Staatsbürgerschaft ihr Sohn erhalten würde. Von dort gab es die eindeutige Angabe, das Kind erhalte durch die Geburt in Deutschland und die Dauer des Aufenthalts seiner hier lebenden Eltern die deutsche Staatsbürgerschaft und somit einen deutschen Pass. Im Vertrauen darauf wählten die Eltern für ihr Kind auch einen deutschen beziehungsweise internationalen Namen, nämlich Richard.
Schon drei Monate nach seiner Geburt allerdings sollte das Baby plötzlich seinen Pass zurück geben, er sei fälschlicherweise ausgestellt worden, die Voraussetzungen für die deutsche Staatsangehörigkeit nicht erfüllt.
Laut Angaben der Behörde sei ein interner Fehler aufgetreten, als den Eltern des Kindes im Jahr 2009 die falsche Auskunft erteilt worden sei. So lebt der Vater zwar seit acht Jahren rechtmäßig in Deutschland, was für die Erteilung eines unbefristeten Aufenthaltsrechts reichen würde, was in dr Folge auch den deutschen Pass für das Kind bedeuten würde, anscheinend aber fehlen wenige Monate der Anrechnungszeit.
Für die Eltern bricht eine Welt zusammen. Sie fürchten, durch seinen Namen könnte ihr Sohn in Syrien starke Nachteile erleben müssen. Selbst Repressalien für die dort lebenden Angehörigen schloss der Vater nicht aus. Jetzt haben die Eltern den Kampf aufgenommen und versuchen, ihrem Kind den deutschen Pass zu erhalten. „Schließlich gehört er nicht mir, sondern Richard. Er würde mir eines Tages vielleicht sagen: Papa, du hättest meinen Pass nicht abgeben sollen.“