Bestrafung als erzieherische Maßnahme?

16. Juni 2014 Aus Von Kathrin

„Strafe muss sein“, das ist für viele auch heute noch ein wichtiges Motto in der Kindererziehung. Viele Eltern befürworten diese erzieherische Maßnahme, weil sie selbst damit groß geworden sind. Ganz früher waren ja sogar vielfach Schläge an der Tagesordnung, wenn die Kinder und Jugendlichen etwas ausgefressen hatten. Doch die Zeiten haben sich geändert, das sollten sie zumindest. Denn aus der Vergangenheit haben wir gelernt, dass eine Bestrafung nicht wirklich den Effekt erzielt, den sie nach Meinung der Eltern haben sollte.

Die Auswirkungen von Bestrafung in der Erziehung

Eltern bestrafen ihre Kinder mit der Absicht, dass ein solches Fehlverhalten in Zukunft nicht mehr stattfindet. Doch dafür wäre es notwendig, dass das Kind sein Fehlverhalten überhaupt erst einmal einsieht, und das ist häufig gar nicht der Fall. Das hat zur Folge, dass sich das Kind auch in Zukunft in einer ähnlichen Situation wieder genauso verhalten wird, einen Lerneffekt hat es also gar nicht gegeben.

Durch die Bestrafung wird häufig auch nicht das unerwünschte Verhalten beseitigt, es wird oft nur unterdrückt und tritt dann etwas später erneut auf. Ein weiteres Problem besteht darin, dass das Kind auch künftig nicht sein Verhalten ändern wird, sondern eher nach Möglichkeiten sucht, um der Strafe zu entkommen. Es werden dann zum Beispiel ständig Lügen erfunden oder das Kind flüchtet gar aus unangenehmen Situationen.

Kommt es häufiger zu Bestrafungen, kann die Beziehung zwischen Eltern und Kind stark darunter leiden, es kann kein Vertrauen mehr aufgebaut werden, man entfremdet sich zusehends. Oftmals antworten Kinder nach Bestrafungen auch mit Aggressivität gegenüber ihren Eltern und Mitmenschen. Bekommt das Kind ansonsten kaum Aufmerksamkeit von den Eltern wird es lernen, dass es sich nur schlecht benehmen muss, um beachtet zu werden, auch wenn dies dann negative Konsequenzen hat.

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Kinder lernen, dass Fehlverhalten bestraft werden muss, sie werden sich damit auch in der Gesellschaft versuchen durchzusetzen. Das Selbstbewusstsein kann durch regelmäßige Strafen stark beeinträchtigt werden.

Strafe ist keine sinnvolle Konsequenz

Natürlich darf man Kindern nicht alles durchgehen lassen, sie brauchen klare Grenzen. Doch wenn Eltern sich über ein Fehlverhalten ärgern, dann sind sie stark in ihren eigenen Emotionen gefangen, und die Konsequenz steht in gar keinem sinnvollen Verhältnis zum eigentlichen Vergehen.

Kinder werden ihr Verhalten dennoch nur selten ändern, und wenn dann nicht aus Einsicht, sondern um künftig einer Strafe zu entgehen. Erzieherisch hat man damit also gar nichts erreicht, auch wenn es erst einmal den Anschein haben mag. Eine sinnvolle Konsequenz muss für die Kinder einen Lerneffekt haben, sie muss deshalb immer logisch nachvollziehbar sein.

Auch zeitlich muss sie immer mit der Tat in Zusammenhang stehen. Konsequenz ist also wichtig, aber es kommt dabei immer auf das Wie an. Konsequenzen werden von Kindern oft als Strafe empfunden, da sie falsch formuliert wurden. In der Folge macht sich beim Kind Wut breit, was dann absolut kontraproduktiv ist.

Konsequenzen immer verständlich einsetzen

So kann man seinem Kind zum Beispiel vermitteln, dass man es schade findet, dass es durch seine Trödelei jetzt keine Zeit mehr zum Spielen mit seinen Freunden hat. Falsch wäre ihm direkt das Spiel mit den Freunden zu verbieten. Fordert man das Kind mehrmals dazu auf, zum Essen zu kommen, so muss es dann eben als Konsequenz das Essen kalt zu sich nehmen, oder eine Mahlzeit auslassen.

Bestraft man ein unaufgeräumtes Zimmer mit dem Entzug von Taschengeld, so steht die Konsequenz in keinerlei Zusammenhang mit dem unordentlichen Zimmer. Sinnvoller wäre es, dem Kind klarzumachen, dass die Spielsachen für eine gewisse Zeit im Schrank bleiben müssen, da sie sonst beim Putzen des Zimmers stören.

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Ein Kind darf die Konsequenz niemals auf seine Person beziehen, sondern es muss immer einen Zusammenhang zu seinem Handeln herstellen können. Schlussfolgerung darf für den Nachwuchs nämlich nicht sein, dass die Eltern es ablehnen.

Wichtig ist auch, dass man Konsequenzen zuvor immer ankündigt, und nicht einfach Taten sprechen lässt. Kinder brauchen immer noch die Chance, ihr Fehlverhalten zu erkennen und es zu ändern.

Negative Rückmeldungen richtig verpacken

Lob tut Kindern jeden Alters gut, doch müssen sie natürlich auch Kritik aushalten. Auch im späteren Leben werden sie nur bestehen, wenn sie auch negative Äußerungen zu ihrem Verhalten akzeptieren können. In der Gesellschaft gibt es Regeln, die aus Rücksicht auf andere eingehalten werden müssen, nur so kann die Gemeinschaft funktionieren. Den Grundstein für diese Einsicht legen die Eltern also schon im Kindesalter.

Man kann eine negative Rückmeldung aber auch so formulieren, dass sie nicht beleidigend und verletzend für das Kind ist. Es kann immer vorkommen, dass auch Eltern die Lage zu schwerwiegend einschätzen und dann falsche Konsequenzen folgen lassen. In diesem Fall ist es aber auch wichtig, dass man über den eigenen Schatten springt, und vor dem Kind den Fehler eingesteht.