Gewalt gegen Schwangere ist auch Gewalt gegen das Ungeborene
21. Juli 2011Wissenschaftler der Universität Konstanz haben herausgefunden, dass schon ungeborene Kinder im Mutterleib stark davon betroffen sind, wenn die Mütter in der Schwangerschaft starkem emotionalem Stress ausgesetzt sind. Dieser kann zum Beispiel durch häusliche Gewalt verursacht werden.
Kinder, die schon während der Schwangerschaft im Mutterleib einer starken Stresssituation ausgesetzt sind, sind in ihrem späteren Leben anfälliger für Stress und psychische Erkrankungen. Dies fanden Forscher der Universität Konstanz heraus. Nach den Ergebnissen ihrer Untersuchungen sind Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft beispielsweise häuslicher Gewalt oder auch anderen dauerhaften Bedrohungssituationen wie beispielsweise massiver Existenzangst ausgesetzt waren, im späteren Leben ängstlicher und weniger neugierig, als ihre Altersgenossen. In wie weit allerdings die Gewaltsituation der Mutter während der Schwangerschaft auch eine Veränderung des Erbguts des ungeborenen Kindes nach sich zieht, wollen die Forscher in weiteren Studien herausfinden.
Sicher ist allerdings, dass die andauernde Bedrohungssituation der Schwangeren auf epigenetischer Ebene eine Veränderung bei dem Ungeborenen bewirkt. Dabei wird zwar nicht die Bausteinfolge im Gen selbst verändert, wohl aber dessen Aktivität. Nachgewiesen werden konnte dies am Glucocorticoid Rezeptor-Gen, die mit Verhaltensauffälligkeiten und der Anfälligkeit für seelische Erkrankungen in Zusammenhang gebracht wird.
Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft einer enormen Bedrohungssituation ausgesetzt waren, erhalten schon im Mutterleib demnach das Signal, in einer feindlichen Umgebung aufzuwachsen, so dass sie später bei Stresssituationen schneller in einen Flucht- oder Kampfmodus schalten, so die Forscher.
Die Ergebnisse der Forscher basieren dabei auf Daten von 25 Müttern und deren Kindern. Allerdings sind noch viele Fragen, wie beispielsweise, ob auch schon beruflicher Stress ausreicht, um die Veränderung zu bewirken, offen, die in weiteren Studien geklärt werden sollen.